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Presse echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/hoechst-im-odenwald/neues-cafe-in-der-gueterhalle-versorgt-nicht-nur-reisende_18956238.htm Höchst im Odenwald 30.07.2018
Vom Abbruchobjekt zum Schmuckstück mit Versorgungsqualität hat sich die Höchster Güterhalle gewandelt. Über die Gastlichkeit des eröffneten Cafés freuen sich (von links) Leon Jöckel, Bernd Jöckel und Lucie Piro, die von Charly Thierolf bewirtet werden. Fotos: Zengel
Von Dirk Zengel
Vom Abbruchobjekt zum Schmuckstück mit Versorgungsqualität hat sich die Höchster Güterhalle gewandelt. Über die Gastlichkeit des eröffneten Cafés freuen sich (von links) Leon Jöckel, Bernd Jöckel und Lucie Piro, die von Charly Thierolf bewirtet werden. Fotos: Zengel
HÖCHST - Gerade elf Jahre ist es her, dass die historische Güterhalle des Höchster Bahnhofs dem Untergang geweiht war: Die Gemeinde wollte das ansehnliche Gebäude abbrechen lassen, weil es sie beim Ausbau des Platzes störte. Ihre Park-and-Ride-Fläche mit Nahverkehrsknoten hat die Gemeinde tatsächlich bekommen, aber nun nicht als kahle, unpersönliche Fläche, sondern als Anlaufstelle mit Flair und Gastfreundschaft. Denn engagierte Bürger haben nicht nur den Abriss des Altbaus verhindert und seine Restaurierung bewerkstelligt. Sie haben es auch mit neuen Zweckbestimmungen ausgestattet, von denen eine in der Versorgung von Pendlern und Reisenden mit kleinen Speisen und Getränken gehört.
Im ehemaligen Schlafraum der bayrischen Lokomotivführer hat die Eigentümer-Gemeinschaft ein Café eröffnet, das vorerst als Anlaufstelle für den vormittäglichen Reiseverkehr ausgelegt ist. Der Raum erinnert an das bayrische Bähnchen, die längst aufgegebene Strecke von Höchst nach Aschaffenburg: Der Dienst über die Ländergrenzen hinweg schloss eine Übernachtung ein, zu der sich die Lokführer am Bahnhof Höchst einfanden. Auch die Verbindung mit solchen Episoden ist es, die der Güterhalle letztlich den Bestand gesichert hat.
- ANLAUFSTELLEDas Güterhallen-Café in Höchst befindet sich an der Bahnhofstraße 29 nur wenige Schritte neben dem Bahnsteig, dem Busbahnhof und dem Park-and-Ride-Platz auf dem Bahnhofsvorgelände. Es ist täglich von 5.30 bis 10.30 Uhr geöffnet. Die eigentliche Lagerhalle selbst dient als Veranstaltungslokal für private und öffentliche Gesellschaften und wird bei entsprechenden Terminen bewirtet. (dze)
„Als die Pläne für den Abriss bekannt wurden, waren eine Menge Leute nicht damit einverstanden, verbanden doch viele eine Vergangenheit und persönliche Erinnerungen an die Güterhalle“, sagt Mitinhaberin Sigrid Maline Thierolf-Jöckel. Für die Verteidigung gegen den Willen der Gemeinde war es wichtig, den Nachweis über den Schutzstatus der Halle als Baudenkmal zu erbringen. Denn die entsprechende Einschätzung als Bahnbauwerk war nicht in die allgemeine Denkmaltopografie übernommen worden. Also hielt die Gemeinde bis zur Kommunalwahl 2011 an ihren Abrissplänen fest. Dann aber änderten sich die Mehrheitsverhältnisse im Parlament so, dass ein Umdenken einsetzte. Das Risiko der Investition in Ankauf, Restaurierung und Instandhaltung indes gingen statt der Gemeinde die privaten Sympathisanten des Altbaus ein. Gemeinsam mit Jens Grosse-Brauckmann und Silke Rummel erwarb Maline Thierolf-Jöckel das Gebäude, um es für eine Nutzung nach ihren Ideen zu renovieren. Gefördert wurde dies mit rund 65 000 durch das Landesamt Denkmalpflege und das EU-Leader Programm, stärkt eine öffentliche Einrichtung an der Bahn doch die ländliche Infrastruktur.
Viel Arbeit wurde in den Umbau gesteckt, viel Liebe zum Detail investiert, um den spröden Charme des Altbaus zu erhalten. Ein Highlight nicht nur für Eisenbahnfreunde ist der aus den 60er-Jahren stammende Güterwaggon mit der offiziellen Bezeichnung GS-210, der auf eigenen Gleisen an der Terrasse des Cafés steht. Als zusätzlichen Hingucker haben ihn die Eigentümer 2017 erworben. Das soll auch dem Café zugutekommen, dessen Angebot sich an Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule, Arbeitsplatz-Pendler und Reisende wendet. Der Probebetrieb in den Ferien hat einen täglichen Zulauf von 30 bis 40 Kunden erbracht. Finden sollen die Fahrgäste im Café alles, was sie für den Start in den Schul- und Arbeitstag brauchen. Ab Herbst werde es auch die Möglichkeit geben, Fahrkarten im Café zu erwerben, erzählt Charly Thierolf, die das Café leitet. Platz hält es über den Lokführerraum hinaus auch auf einer Freiterrasse bereit.
Gastronomischen Nutzen soll auch die Güterhalle erbringen: Sie ist zum Eventsaal ausgebaut worden, der für Familien- und Firmenfeierlichkeiten gemietet werden kann und rund 60 Personen Platz bietet. Zudem wollen die Eigentümer selbst ein Unterhaltungs- und Kulturprogramm etablieren – mit Auftakt am 17. August, wenn „Betty und die Daltons“ zum Konzert erscheinen.
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